Wilhelm Haller

Wilhelm Haller Portrait

Als Lehrling bei der Firma Hengstler, einem deutschen Hersteller von elektromechanischen Zählern, wurde Haller bewusst, dass die starren Konzepte in Organisationen den Anforderungen der Entwicklungen in der Arbeitswelt nicht gerecht werden konnten.

Im Jahr 1964 ging er mit seiner Familie nach New York, wo er zusammen mit Paul Buser die Hengstler-Tochter Hecon Corporation gründete und unter anderem den Schlüsselzähler erfand, der 1966 ein US-Patent erhielt.

Ende der 1960er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück und begann, sich mit der Flexibilisierung von Arbeitszeiten zu beschäftigen und entwickelte Konzepte für flexible Arbeitszeiten, variable Arbeitszeiten und Jahresarbeitszeiten.

Ausgehend von Industriezählern entwickelt Haller das erste Zeiterfassungsgerät, ohne das die Realisierung flexibler Arbeitszeiten nicht möglich gewesen wäre. Mit diesen Geräten war es erstmals möglich, die tatsächliche Arbeitszeit eines Mitarbeiters zu erfassen und nicht nur die Anfangs- und Endzeiten des Arbeitstages. Das war in den 1960er Jahren revolutionär. Um mit seinen flexiblen Arbeitszeitkonzepten eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und sie populär zu machen, kreierte Haller den schwäbisch/englischen Slogan “I laik Gleitzeit”, der für viele zum Gesprächsthema wurde und als Autoaufkleber auf vielen Autos zu sehen war.

Durch seine Ideen und Konzepte wurde er als “Vater der Gleitzeit” bekannt und führte dazu, dass die Diskussion um die Flexibilisierung der Arbeitszeiten in der gesamten damaligen Bundesrepublik diskutiert wurde und mit der Zeit immer mehr Umsetzung fand. Haller plädiert Ende der 1970er Jahre für das Jobsharing “Drei für Zwei” zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Sein Rat war als Gleitzeitexperte gefragt, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Im Zuge dieser Entwicklung begann Haller, das weltweit erste Computersystem zu konzipieren, aus dem wenig später die ersten PC-basierten Zeiterfassungsgeräte für KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) entwickelt wurden. Diese Systeme entsprachen in ihrer grundsätzlichen Arbeitsweise dem Standard aller heutigen Zeiterfassungssysteme. Viele weitere Produkte und Patente gehen auf die Erfindungen von Haller zurück.

Um seine Ziele schneller und besser zu erreichen und die Mitarbeiter am Erfolg zu beteiligen, gründete Haller mit drei Gleichgesinnten die Firma Interflex Datensysteme, die sich kontinuierlich zum europäischen Marktführer entwickelte (sie wurde später von Ingersoll Rand übernommen). Haller baute sein Unternehmen auf der Basis fortschrittlicher Managementkonzepte auf. Die Motivation der Mitarbeiter spielte dabei eine zentrale Rolle. Die Idee war, dass je ein Drittel des Gewinns von Investoren, Mitarbeitern und gemeinnützigen Projekten geteilt werden sollte. Ein Novum für die damalige Zeit war die aktive Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse.

Haller sah sich nie als Chef, sondern als Teil eines Teams und war dennoch ein anerkannter und kompetenter Geschäftsführer. Er verstand es, seine Ideen verständlich zu machen und auf andere zu beziehen, seine Mitarbeiter zu inspirieren und zu begeistern, sie für eine gemeinsame Vision zu gewinnen und so ihr Wissenspotenzial für die Organisation zu nutzen. Für Haller war es extrem wichtig, dass die Arbeit Spaß macht.

Willi Haller verließ in den 1980er Jahren sein Unternehmen und arbeitete als Berater und Coach in Unternehmen, Gewerkschaften, Institutionen und sozialen Organisationen. Er gründete eine Reihe sozialer Projekte, darunter das “Haus des Lebens”[6] und das “Nudelhaus”. Er war Gastredner an Universitäten und Managementseminaren[9] und trat in Fernsehshows auf.

Obwohl Haller ein radikaler Denker war, hatte er auch Einfluss auf führende Manager, weil er nicht nur charismatisch, sondern auch pragmatisch und logisch argumentierte. Er ist Autor einer Reihe von Büchern und vieler Artikel über Management, Wirtschaft und theologische Themen. Er sah sich als Schüler des Philosophen Martin Buber, dessen Einfluss in Hallers Buch Das dunkle Feuer in diesem Auszug deutlich wird:

“…der Prozess der Verwandlung des Samens in Frucht – um ein Bild Jesu zu gebrauchen – die Dunkelheit der Erde und ihre
scheinbare Vernichtung sind entscheidend. Offensichtlich wächst das Heil vor allem aus der leidvollen Erfahrung mit sich selbst und mit der Umwelt.”

Hallers Ideen wirken auch nach seinem Tod weiter.

(basiert auf Wikipedia.org)

Sonstige Veröffentlichungen:

“Flexible Arbeitszeit”, München, 1992

“Flexible Arbeitszeiten im stationären Pflegedienst”, Radolfzell, Erstauflage 1993

“Die Zinspeitsche”, St. Georgen: Angela Hackbarth Verlag, o.J., 1994

“Die heilsame Alternative”, Wuppertal, Erstauflage 1989

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